Onlinehandel ist unzufriedener denn je

und kann das wichtigste Problem nicht selbst lösen

Nach den außergewöhnlich guten Umsatzzahlen der Pandemiejahre kommt der Onlinehandel jetzt deutlich schwerer ans Ziel. Die aktuelle Jahresstudie des Händlerbunds zeigt auf, wie unzufrieden die E-Commerce-Händler:innen mit der aktuellen Gesamtsituation sind.

Onlinehandel ist unzufriedener denn je – und kann das wichtigste Problem nicht selbst lösen
Leichter wirds für den Onlinehandel in nächster Zeit nicht. (Foto: Shutterstock/blurAZ)

Der negative Umsatztrend im Onlinehandel setzt sich weiter fort – und die Händler:innen sehen für das Geschäft schwierige Zeiten auf sich zukommen. Das belegen die Zahlen der aktuellen Jahresstudie des Händlerbundes.

Gefragt, wie zufrieden sie mit dem Vorjahresgeschäft sind, zeigen sich immerhin 47 Prozent „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“. Obwohl sich damit die Gesamtsituation gegenüber dem Vorjahr (46 Prozent) nicht wesentlich verändert hat, ist der Prozentsatz der „sehr zufriedenen“ Händler:innen auf einen neuen Tiefstand von elf Prozent gesunken. Doch auch das passt zur Lage des Handels.

Das bedeutet aber gleichzeitig auch, dass mehr als die Hälfte, nämlich 53 Prozent, eher verhalten auf das Jahr 2024 blicken. Immerhin ein kleiner positiver Aspekt: Der Anteil der „sehr unzufriedenen“ Händler:innen ist von 20 Prozent im Jahr 2022 auf 15 Prozent im vergangenen Jahr gesunken.

Andererseits können die Händler:innen mit rückläufigen oder bestenfalls stagnierenden Zahlen auch nicht wirklich zufrieden sein. „Gesunken“ oder „stark gesunken“ sind die Umsätze dem Vernehmen nach bei jedem:r zweiten Händler:in. Die Inflation sorgte hier schon 2022 und in ähnlicher Form 2023 für entsprechende Dämpfer. Rückläufig sind auch die Zahlen der zufriedenen und sehr zufriedenen Händler:innen mit dem Weihnachtsgeschäft des vergangenen Jahres, während es hier auch viele gibt, deren Erwartungen so gar nicht erfüllt wurden. Immerhin lassen sich hier auch leichte Besserungen ablesen – mindestens 45 Prozent der Online-Anbieter:innen berichteten von einer positiven Entwicklung (Vorjahr: 42 Prozent).

Retouren gehen weiter zurück

Doch es gibt durchaus auch Lichtblicke: Demnach berichtet jede:r fünfte Befragte (20 Prozent) von vielen oder sehr vielen Retouren, wohingegen die Quote derjenigen, die ganz ohne oder mit sehr wenigen zurückgeschickten Paketen auskommen, bei immerhin 44 Prozent. Und etwa bei einem Drittel (36 Prozent) sind sie gleich geblieben. Gerade hierbei dürfte es sich um entsprechende Warengruppen handeln wie Download-Güter oder frische Waren und Lebensmittel.

Spannend ist aber auch eine weitere Beobachtung, die sich aus den Zahlen des Händlerbundes ergibt: Noch nie war der Anteil an pessimistischen Händler:innen so hoch wie heute. 57 Prozent schauen kritisch bis negativ in die Zukunft – Zahlen, wie man sie ansonsten nur aus dem stationären Handel kennt, wo die Stimmung traditionell in den letzten Jahren immer weiter sinkt.

Drei von vier Händler:innen sehen die Kaufzurückhaltung und die fortschreitende Inflation als größtes bremsendes Element (75 Prozent). Beides hat miteinander zu tun und ist aktuell angesichts der Zahlen der Wirtschaft und des Ifo-Instituts nicht wegzudiskutieren. Erst mit weitem Abstand folgen Herausforderungen wie Konkurrenzdruck, Lieferengpässe sowie Online-Marketing und Rechtsunsicherheiten (52, 29 beziehungsweise 25 und 24 Prozent der befragten Händler:innen).

Es sieht so aus, als kämen auf den Onlinehandel vor allem Probleme zu, die man selbst nur schwer lösen kann. Für die Kund:innen bedeutet all das zwar nicht, dass das Einkaufen günstiger und entspannter wird, wohl aber, dass der E-Commerce viel daran setzen wird, die Loyalität der Käufer:innen zu bedienen.

07.03.2024 | T3N | Tobias Weidemann


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