13.04.2023 |Hanna Behn| Händlerbund
Check-out kann ja (fast) jeder, Zahlungsanbieter Klarna erschließt sich jetzt eine frische Einnahmequelle: Die App soll nun auch zum Ausgangspunkt für die Online-Shopping-Reise werden. Auf diese Weise werde Klarna zu einem One-Stop-Shop.
Konkret realisiert wird das mit einem neuen Preisvergleichstool, das –nach der Einführung der Anwendung in den USA, Großbritannien, Schweden und Dänemark im vergangenen Jahr – seit Anfang April jetzt auch hierzulande in der App zur Verfügung steht. Ab sofort können Verbraucherinnen und Verbraucher damit Preise von Tausenden Einzelhändlern vergleichen. Die Entwicklung des Tools basiere auf der Übernahme von PriceRunner im Jahr 2021, Klarnas bisher größten Akquisition.
Das neue Tool listet Produktergebnisse von Einzelhändlern in preislicher Reihenfolge auf, damit die Online-Kundschaft auf diese Weise das beste Angebot für ein Produkt finden können. Dabei sei es möglich, auch nach Kriterien wie Farbe, Größe, Ausstattung, Kundenbewertungen, Verfügbarkeit in den Geschäften und Versandoptionen filtern zu können.
Klarna-Tool zeigt günstigere Angebote bei der Produktsuche
Die neue Funktion ist als Browser-Panel in die App integriert: Wird eine Produktseite durchstöbert, werden dort Informationen wie Produktbewertungen oder Angebote zu besseren Preisen eingeblendet. Vor dem Bezahlvorgang zeigt ein Pop-up außerdem automatisch verfügbare Rabatt-Coupons und wendet diese bei Bedarf an, um den Preis der ausgewählten Produkte weiter zu senken.
Das Unternehmen zielt mit der neuen Funktion auch darauf ab, dass die Leute es beim Online-Shopping noch bequemer haben wollen: „Man könnte den ganzen Tag damit verbringen, Angebote aus herkömmlichen Suchmaschinen oder Marktplätzen zu vergleichen, und wird sich trotzdem nie sicher sein, ob man wirklich das beste Produkt zum besten Preis gefunden hat. Das neue Such- und Vergleichstool von Klarna nimmt den Verbraucher:innen die Arbeit ab und vergleicht tausende Websites in Echtzeit, um sicherzustellen, dass sie über alle Informationen verfügen, die sie benötigen, um fundierte und sichere Kaufentscheidungen zu treffen“, erläutert Sebastian Siemiatkowski, Mitbegründer und CEO von Klarna zum Launch des neuen Tools.
Alternative zu Marktplätzen oder Suchmaschinen
Für Einzelhändler soll das neue Feature einen wichtigen Akquisitionskanal darstellen, der die eigene Sichtbarkeit, Traffic und Umsätze steigern könne. Der Preisvergleich biete ihnen „eine klare Alternative zu Google und Amazon, wenn es darum geht, Besucher:innen auf ihre Websites zu leiten“, teilt Klarna mit. Dafür setzt der Zahlungsdienstleister auch auf das eigene Affiliate-Marketing-Geschäft, welches jährlich 600 Millionen Leads für die Einzelhandelspartner generiere.
Das neue Preisvergleichstool sei für Klarna ein wichtiger Meilenstein – in der Entwicklung von einem Zahlungsanbieter hin zu einem Shopping-Ökosystem, welches von der Produktsuche bis hin zur Lieferverfolgung, zu digitalen Quittungen und nahtlosen Rücksendungen alles bieten will. Klarna hat sich bereits mit weiteren Projekten vom Image eines reinen Payment-Anbieters losgelöst, jüngst etwa, indem man gemeinsam mit OpenAI ein Plugin für den KI-Bot ChatGPT entwickelt hat, um bei der Einkaufsberatung zu unterstützen. Auch gibt es seit kurzem die Option, Elektrohändler nach Nachhaltigkeitskriterien zu bewerten.
Konkurrenz für Idealo und Check24: Klarna macht jetzt Preisvergleiche
Klarna bietet jetzt auch Preisvergleiche im Online-Shopping. Das soll der Transformation in ein „Shopping-Ökosystem“ dienen. Denn das schwedische Fintech kämpft darum, profitabel zu werden.
Klarna hat einen Plan: Der Zahlungsanbieter will seine App zum „One Stop-Shop“ fürs Online-Shopping ausbauen. Deshalb werden immer mehr Zusatzfunktionen in die Klarna-Welt integriert. Die aktuelle Neuerung in Deutschland ist auch ein Angriff auf andere Platzhirsche in diesem Umfeld: Denn Anfang April hat Klarna hierzulande ein Preisvergleichstool ausgerollt, das seit dem vergangenen Jahr bereits in den USA, Großbritannien, Schweden und Dänemark im Einsatz ist.
Nutzer können damit Preise von Einzelhändlern vergleichen und so das günstigste Angebot finden. Das Tool ist über ein Panel im Browser der Klarna-App integriert. Mit der neuen Funktion können Nutzer beim Online-Shoppen nach Kriterien wie Farbe, Größe, Ausstattung, Kundenbewertungen, Verfügbarkeit in den Geschäften und Versandoptionen filtern und so das günstigste Angebot finden. Zudem wird die Preisentwicklung von Artikeln angezeigt. Vor dem Bezahlen zeigt ein Pop-up außerdem automatisch verfügbare Rabatt-Coupons. Neben der App hat Klarna den Preisvergleich auch auf der eigenen Website integriert.
Ähnliche Angebote gibt es schon, etwa bei Amazon oder Vergleichsportalen wie Idealo und Check24. Der große Vorteil des Klarna-Angebots soll aber darin liegen, dass Zahlung und Preisvergleich an einem Ort vereint werden.
Das neue Tool wurde nach der Übernahme des Startups Pricerunner im Jahr 2021 entwickelt – bislang Klarnas größte Akquisition. Firmenchef Sebastian Siemiatkowski sieht die Einführung als wichtigen Meilenstein zur Entwicklung vom Zahlungsanbieter hin zu einem Shopping-Ökosystem, die er dringend beschleunigen will.
Denn Klarna muss trotz seiner rund 150 Millionen Kunden weltweit und 500.000 Handelspartnern erst einmal unter Beweis stellen, dass das einst wertvollste Fintech Europas wieder profitabel arbeiten kann. Im vergangenen Jahr hatten ein schmerzhafter Einbruch der Bewertung in der jüngsten Finanzierungsrunde und ein Rekordverlust zu Massenentlassungen geführt.
Hohe Verluste, geschrumpfte Bewertung
Zu Hochzeiten wurde Klarna mit fast 40 Milliarden Euro bewertet. Doch dann benötigte das Fintech im Sommer 2022 frisches Geld – und musste nach der Zinswende der Notenbanken und steigender Inflation der neuen Realität in der Startup-Finanzierung in die Augen sehen: Die Bewertung schrumpfte auf 6,5 Milliarden Euro. Gleichzeitig hat Klarna zuletzt massiv Geld verbrannt: Im vergangenen Jahr schrieb das Fintech Verluste von umgerechnet 930 Millionen Euro.
CEO Siemiatkowski rechnet zwar schon in diesem Jahr wieder damit, profitabel zu werden – zumindest auf Monatsbasis.
Doch dazu muss er auch neue Geschäftsfelder erschließen. Bislang macht Klarna den Großteil seiner Erträge (1,6 Milliarden Euro im Jahr 2022) mit den Händlern. An der Kostenschraube hat Siemiatkowski 2022 bereits gedreht und heftige Einschnitte beim Personal vorgenommen: Von den rund 7.000 Mitarbeitern mussten 700 gehen.
Das neue Preisvergleichs-Feature könnte das Affiliate-Geschäft antreiben, weil Händler für die Listung zahlen – auch wenn Deutschlandchefin Nicole Defren im Gespräch mit Finance-FWD unterstreicht, dass bei Klarna Produkte unvoreingenommen aufgelistet werden sollen, um sich von den Preisvergleichen bei Amazon und Google zu unterscheiden.
Konkurrenz für Check24 und Amazon
Das Tool kann Klarna aber auch helfen, sein „Buy-now-pay-later“-Image abzuschütteln. Denn für die Ratenzahlungen, bei denen kurzfristige Kredite für den Konsum vergeben werden, ist Klarna hierzulande besonders bekannt. Auf Tiktok trendete zeitweise der Hashtag #KlarnaSchulden, unter dem vor allem junge Menschen mit der Höhe ihrer Schulden prahlten, die durch die Einkäufe per Ratenzahlung entstanden sind. Das ist natürlich Gift für das Image des Zahlungsdienstleisters, zumal auch Politik und Verbraucherschützer BNPL-Dienste zuletzt kritisch unter die Lupe genommen haben. Klarna hat darauf bereits reagiert und bietet beispielsweise seit 2022 keine revolvierenden Kredite mehr an, bei denen das Rückzahlungsdatum des Kredits offen bleibt.
In den vergangenen zwölf Monaten wurde die Klarna-App schon mehrmals erweitert. So können sich Online-Kunden etwa über die Live-Shopping-Funktion von Mitarbeitern stationärer Geschäfte beraten lassen. In sogenannten Pools können sie gezielt Geld sparen.
Zuletzt gab das Fintech auch die Zusammenarbeit mit ChatGPT bekannt. Nutzer können das Klarna-Plugin aus dem ChatGPT-Plugin-Shop installieren und sich beispielsweise Vorschläge für Geschenkideen machen lassen. Klickt man auf ein Produkt, ist hier auch schon das Such- und Vergleichstool verlinkt, das den Preisvergleich ermöglicht.