13.02.2023 | e-commerce-magazin.de
Künstliche Intelligenzen sind derzeit eines der am meisten besprochenen Themen – und das weit über das Business hinaus. Der Auslöser für diesen neuerlichen Hype: Das vor einigen Wochen vorgestellte KI-Tool ChatGPT. Was bedeuten KI-Lösungen für den E-Commerce und wie könnten ChatGPT und Co. im Onlinehandel eingesetzt werden?
Künstliche Intelligenz – ein alter Hut mit neuem Hype
Die Frage, was künstliche Intelligenz zu leisten im Stande ist und wie dies unser aller Leben beeinflussen wird, ist keine neue. Sprachassistenten auf dem Handy, der Chatbot im Kundenservice, die KI-gestützte Analyse großer Datenmengen in Unternehmen: Viele Anwendungen sind heute schon beinahe alltäglich. Dennoch entwickelt sich die Technologie stetig weiter und wo das Ende dieser Fortschritte liegt, das wissen selbst Experten kaum abzuschätzen. Letztlich sind die Vorteile und Möglichkeiten von KI-Tools aber so groß, dass es sich für jedes Unternehmen lohnt, mögliche eigene Use Cases zu entwickeln und sich mit den neuesten Trends zu beschäftigen.
Für großes Aufsehen hat zuletzt ChatGPT gesorgt. ChatGPT ist im Kern zunächst ein Chatbot. Was unspektakulär klingt und den Anschein von wenig Innovation macht, erscheint in der konkreten Anwendung in einem ganz anderen Licht. Denn ChatGPT lässt sich mit beinahe jeder Frage und Anweisung füttern und anschließend antwortet das Programm so präzise und menschenähnlich, dass es nicht nur Technik-Experten verblüfft. Universitäten bangen bereits um eine Plagiatsflut bei ihren Studierenden.
Vorteile durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz
Damit hat ChatGPT einen globalen Fokus auf das Thema künstliche Intelligenz generiert. Im E-Commerce-Bereich ist die technologische Unterstützung auf vielen Ebenen interessant. Über allem steht letztlich der Umgang mit großen Datenmengen. Künstliche Intelligenzen brauche immer Daten, um weiter zu lernen und Erkenntnisse zu generieren. Bei den Datenmengen, die in einer durchdigitalisierten Welt tagtäglich in jedem Unternehmen entstehen, reichen die menschlichen Fähigkeiten und Kapazitäten längst nicht mehr aus. Weder für die korrekte und datenschutzkonforme Speicherung, noch für eine adäquate und gewinnbringende Analyse.
Ob Maschinen, Kunden, Lagerbestände oder Sicherheitsrisiken: Die KI kann mit ausreichend Daten alle Aspekte in einem Unternehmen analysieren, Muster feststellen, Auffälligkeiten bemerken und Prognosen anstellen. Ein mögliches Modell, falls die eigenen IT-Ressourcen nicht ausreichen, sind KI-Anwendungen aus der Cloud. Das gewährt die nötige Flexibilität, allerdings könnte die Preisentwicklung bei den Cloud-Anbietern durchaus Grund zur Sorge sein.
Was sich im E-Commerce mit KI-Tools erreichen lässt
Davon unabhängig können im E-Commerce unter anderem folgende Ziele durch KI-Unterstützung erreicht werden:
Personalisierung: Der heutige Online-Handel ist ein stark umkämpfter Markt, der zwar stetig wächst, dafür aber auch immer mehr Konkurrenz anzieht. In der Folge müssen Unternehmen neue Wege finden, um Kunden anzusprechen und zu binden. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Personalisierung. KI-Tools können Kundendaten analysieren und dadurch Aussagen über das Kaufverhalten und Produktpräferenzen abgeben. Mit diesem Wissen lassen sich individuelle Produktempfehlungen ausspielen. Kunden finden in einem Online-Shop also viel schneller, was sie sehr wahrscheinlich interessiert.
Kundensupport: Der Kundensupport ist ein ganz entscheidender Punkt im E-Commerce, schließlich gibt es den direkten Kundenkontakt nicht, wie er beispielsweise im Ladengeschäft stattfindet. Deshalb werden schon seit einigen Jahren Chatbots eingesetzt, die online mit den Kunden interagieren, wenn diese Fragen haben. Mit der stetigen Weiterentwicklung der dahinterstehenden KI können diese Gespräche immer komplexer ausfallen und dem Kunden so in immer mehr Situationen weiterhelfen. Kunden müssen damit nicht mehr länger persönlich anrufen oder in Warteschleifen ausharren, sondern werden direkt zur Lösung ihres Problems geführt.
Cybersecurity: Wer Online-Handel betreibt, muss sich auch um die Cybersecurity kümmern. Kundendaten müssen geschützt, Hackerangriffe vermieden und Viren gestoppt werden. Die eigene IT-Abteilung kann hierbei ab einer gewissen Größe nicht mehr alles manuell überwachen. Die Cybersecurity profitiert massiv von den Möglichkeiten einer KI. Diese registriert Auffälligkeiten und kann so frühzeitig Warnmeldungen ausgeben und Schwachstellen aufdecken. Die IT-Sicherheit ist entscheidend für ein erfolgreiches E-Commerce-Business, da hier entstehende Schäden immense Kosten und Reputationsverluste verursachen.
Automatisierung: Eine grundlegende Fähigkeit von KI-Technologien ist die Möglichkeit, Prozesse und Aufgaben zu automatisieren. Damit werden zum einen ressourcenaufwändige Prozesse übernommen, die händisch kaum mehr zu bewältigen wären, zum anderen können Routineaufgabe automatisiert ausgeführt werden, wodurch sich die Mitarbeiter verstärkt auf ihre wichtigeren Kompetenzen konzentrieren können.
Aktuelle KI-Tools: Chat GPT
Neben diesen grundsätzlichen Anwendungsgebieten bringen neue KI-Tools gerade frischen Wind in die Branche und überzeugen oftmals vor allem durch die einfache und intuitive Anwendung. Der bereits erwähnte Chatbot wird mit seiner Technologie langfristig den Kundensupport auf eine neue Stufe heben. Microsoft will schon bald mit ChatGPT Google Konkurrenz machen. Doch auch heute ist der Bot vor allem in Sachen Content Creation schon eine große Hilfe, vor allem für kleinere E-Commerce-Unternehmen, denen oftmals die Ressourcen fehlen für echten Content oder breites Marketing. Denn Chat GPT erstellt auf Zuruf Texte für Social Media Post, Blogbeiträge, Produktbeschreibungen oder Content für die Homepage. Die Möglichkeiten sind endlos und stetig kommt etwas Neues hinzu (selbst Programmieraufgaben sind für die Software kein Problem).
Der Bot hat allerdings auch seine Grenzen. Zum einen sollten die entstehenden Produkte unbedingt noch einmal gegengelesen werden, da Chat GPT nicht immer 100 Prozent fehlerfrei in Sachen Logik, Aufbau und Inhalt arbeitet. Zum anderen ist der Chatbot nur mit Daten bis 2021 gespeist. Aktuellere Informationen können also nicht verarbeitet werden. Generell lässt sich nicht genau nachvollziehen, woher die Informationen kommen, die letztlich im Text genutzt werden. Trotz aller Schwächen bietet Chat GPT eine zeitsparende Ausgangslage für die Content-Erstellung auf allen Marketingebenen.
Weitere nützliche KI-Tools
Auch wenn Chat GPT gerade allen die Show stiehlt: Es gibt weitere nützliche Technologien, die jedem E-Commerce-Business helfen können. Wer ein Unternehmen neu gründet, muss sich um viele Dinge kümmern. Eines davon: das Firmenlogo. Zahlreiche Online-Anbieter werben mit KI-generierten Logos, welche die Logo-Erstellung übernehmen. Die Ergebnisse können sehr unterschiedlich ausfallen, einen Versuch ist es in jedem Fall wert.
Auch eine funktionierende Website gehört zu jedem Business. Dafür gibt es mittlerweile diverse Baukastensysteme, die Programmierkenntnisse fast überflüssig machen, zumindest wenn es um den groben Aufbau geht. Anbieter wie Zyro gehen noch einen Schritt weiter. Bei der Website-Erstellung werden Kunden von einer KI unterstützt, die nach Vorgabe einiger Parameter zur Tat schreitet.
Retouchpro.ai hilft dem Business, die auf Produktfotos angewiesen sind. Die KI kann Fotos unkompliziert bearbeiten und ist speziell auf die Aufwertung von Produktfotos ausgelegt. KI-Tools wie Clerk.io und Clarifai sorgen für die nötige Personalisierung, die im E-Commerce so wichtig ist, um Kunden, die vor einer immer größeren Auswahl stehen, zu binden. Dabei geht es um die Analyse von Kundenverhalten und die Empfehlung von passenden Produkten. Dadurch erhöht sich letztlich der Umsatz, weil Kunden durch die richtigen Empfehlungen größere Warenkörbe abschließen. Salesforce Einstein gewährt Zugang zu Kundeninteraktion in der Vergangenheit und analysiert diese. So entstehen Prognosen über zukünftiges Kaufverhalten, welche genutzt werden können, um das Marketing genauer auf diese Kundenschicht zuzuschneiden.
KI-Tools führen im E-Commerce zu mehr Umsatz
Der technische Fortschritt ist nicht aufzuhalten, weshalb der Einsatz von künstlicher Intelligenz für alle Unternehmen im E-Commerce langfristig unausweichlich wird, wenn man am Markt bestehen will. Die Möglichkeiten sind zudem beinahe grenzenlos. Mit KI-Tools lassen sich Kundenanalysen durchführen, Prognosen anstellen, Bilder bearbeiten, Websites aufbauen und Texte aller Art schreiben. Immer mehr Anbieter drängen auf den Markt, um bessere Technologien zu besseren Preisen anzubieten. Der Hype um Chat GPT hat dieser Entwicklung sicherlich nicht geschadet. Im Gegenteil: Die Big Player wie zum Beispiel Google legen direkt nach mit eigenen Projekten.
Gerade Unternehmen im E-Commerce können von diesen Fähigkeiten profitieren. Direktere Kundenansprache, Automatisierung von Routineaufgaben, bessere Cybersecurity, weniger Marketingaufwand und letztlich mehr Umsatz: Das alles können KI-Tools für E-Commerce-Unternehmen bewirken.